1953 wurde der Eiderstedter Haubarg (Bauernhaus) "Rothelau" (Roter Löwe) in Kating (Tönning) dem damaligen Ministerpräsidenten Friedrich-Wilhelm Lübke als Geschenk angeboten. Doch das Land lehnte ab und Persönlichkeiten aus Kultur und Politik waren trotz intensiver Bemühungen nicht schnell genug, um das historische Gebäude für unser Land zu retten. Der Haubarg wurde von seinem Eigentümer an das Freilichtmuseum Lyngby bei Kopenhagen verkauft. Dieses Ereignis war der Anlass zur Gründung des Freilichtmuseums in Molfsee.
Es traf sich eine kleine Gruppe kulturell engagierter Persönlichkeiten aus Heimatpflege, Kunst und Politik, um über die Rettung und Bewahrung kulturhistorisch bedeutsamer Denkmäler zu diskutieren. Dabei wurde die Idee weiter befördert, ein zentrales Freilichtmuseum für Schleswig-Holstein zu schaffen.
Bis man einen Standort dafür fand, ging noch einige Zeit ins Land. So gründete man im Februar 1958 zunächst einmal einen gemeinnützigen Verein mit einem provisorischen Vorstand. Die ersten ordentlichen Vorstandsmitglieder wurden im Januar 1959 gewählt. Diese setzten sich aus Funktionsträgern des Heimatbundes, der angrenzenden Kreise Rendsburg und Eckernförde, der Stadt Kiel sowie des Landes Schleswig-Holstein zusammen. Dr. Hans August Herrmann, Rektor in Eutin, wurde der erste Geschäftsführer des Vereins und Kustos des geplanten Freilichtmuseums. Herrmann erarbeitete den Aufbauplan, der bis in Jahr 2000 als Grundlage diente.
1961 stimmte die schleswig-holsteinische Landesregierung schließlich dem Standort Molfsee auf einem ca. 40 Hektar großen Gelände zu. Aus Mitteln des Landes (70%), der Stadt Kiel (20%) und des Vereins (10%) sollte der Aufbau finanziert werden, der noch in diesem Jahr begann.
Am 1. Juli 1962 wurde der Kunsthistoriker Professor Alfred Kamphausen (1906-1982) der erste Museumsdirektor. In den 1930er Jahren stand er der Idee ablehnend gegenüber, auch während der Diskussion um Rothelau war er noch strikt dagegen, weil er die Ansicht vertrat, dass man die Gebäude nicht einfach aus ihrem Zusammenhang reißen und andernorts wieder aufbauen sollte. Doch inzwischen hatte er seine Meinung geändert und engagierte sich. Bis zur Eröffnung 1965 war es gelungen, 13 Häuser in Molfsee wieder aufzubauen. Die Zahl stieg unter seiner Führung bis 1978 auf 53 Gebäude.
Das Tempo dieser ersten Aufbauphase gab Kamphausen vor, da in den 1960er Jahren zahlreiche historische Bauernhäuser Neubauten weichen mussten und das Freilichtmuseum schnell zu handeln hatte, um diese Häuser retten zu können. Im September 1978 ging er in den Ruhestand, sein Nachfolger wurde im Jahr 1979 Prof. Dr. Carl Ingwer Johannsen (*1935). Er erhöhte bis zur Jahrtausendwende den Bestand auf 62 Gebäude.
Von 2000 bis 2009 leitete Prof. Dr. Hermann Heidrich das Museum. Sein Schwerpunkt lag in der wissenschaftlichen Forschung sowie im Erarbeiten von Sonderausstellungen zu kulturhistorischen Themen. Das Museum wies bereits einen enormen Sanierungsstau an vielen Gebäuden auf. Die Behebung der Schäden und rückläufige Besucherzahlen führten den Trägerverein und das Museum an die Belastungsgrenze. Nach dem Wechsel von Heidrich an die Kieler Universität übernahm Johannsen in den Jahren 2009 bis 2012 kommissarisch erneut die Leitung, als das Museum unter personellen und finanziellen Problemen litt. In dessen Nachfolge leitet seit 2012 der Volkskundler Dr. Wolfgang Rüther das Freilichtmuseum Molfsee.
Das Freilichtmuseum gehört seit dem 1. Januar 2013 zur Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf und trägt nun den Namen „Freilichtmuseum Molfsee“. Seine Sammlung verschmilzt mit der volkskundlichen Sammlung des ehemaligen Volkskunde Museums Schleswig. Im Januar 2021 wird das neue Jahr100Haus eröffnet, in dem unter anderem Dauer- und Sonderausstellungen präsentiert werden.
Der Zweck des Vereins „Schleswig-Holsteinisches Freilichtmuseum e. V.“ ist seither die Förderung des Museums.
Jahr
Vereinsvorsitz
Museumsdirektor
1958
Dr. Walter C. A. Alnor
1962
Wolf von Buchwaldt
Prof. Dr. Alfred Kamphausen
1965
Eröffnung des Freilichtmuseums
1979
Dr. Helmut Lemke
Prof. Dr. Carl Ingwer Johannsen
1982
Dr. Henning Schwarz
1993
Prof. Dr. Jürgen Miethke
2000
Prof. Dr. Hermann Heidrich
2003
Roland Reime
2009
Prof. Dr. Carl Ingwer Johannsen
2012
Dr. Wolfgang Rüther
2013
Übergabe des Freilichtmuseums an die Stiftung Landesmuseen Schloss Gottorf